Ähnlich die Situation in Mitteldeutschland: In Sachsen fanden von Mitte März bis Ende September lediglich 7 Kontrollen in Pflegeheimen statt, in Sachsen-Anhalt – wo das Infektionsgeschehen durchgehend geringer war – waren es immerhin noch 46 Prüfungen. Der MDK Thüringen beantwortete eine entsprechende Anfrage des MDR nicht. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2017 in Deutschland fast 15.000 Pflegeheime, mehr als 11.200 davon mit stationärer Dauerpflege. Eigentlich soll jedes Pflegeheim einmal pro Jahr überprüft werden.

Grundlage für die Aussetzung der MDK-Prüfungen war das Krankenhausentlastungsgesetz von Mitte März. Darin wurde festgeschrieben, dass Regelkontrollen bis Ende September nicht stattfinden. Möglich blieben lediglich sogenannte Anlassprüfungen, die etwa bei konkreten Mängelhinweisen von Angehörigen durchgeführt werden.

Grundsätzlich lässt sich Feststellen, dass über Jahre im Gesundheitswesen in den Bereichen Pflege geschlammt wurde. Qualität in der Pflege ist schon lange ein Fremdwort, nun stellen wir fest, dass auch die Hygiene in der Alten- & Krankenpflege endfremdet ist. Ein Pflegeheim sollte in Zeiten einer Corona-Pandemie der sicherste Ort der Welt sein, er ist hermetisch abgeschottet und leicht von Infektionen und deren Übertragung zu sichern (…)

Woran liegt das, dass so Hohe Fallzahlen bei den Bewohnern und Personal entstanden sind (…). Die Frage haben wir einen Direkter einer Krankenpflegeschule gestellt. Nach seiner Aussage, ist das Allgemeinwissen in der Pflege und speziell in der Hygiene nicht im messbaren Bereich mehr (…). Es wurde in den letzten 30-40 Jahren versäumt dieses ausreichend zu Lehren, aber vorfallen hat sich das Clientel maßlos negativ verändert. Es fehlt schlichtweg das Fachwissen und die Bereitschaft deren, sich Fachwissen anzueignen. Man kann hier durchaus davon ausgehen, dass bewusst und wissentlich Fehler begangen werden (…)  Anderenfalls hatte man 2020/21 eine Verbesserung der Fallzahlen feststellen müssen. Das Gegenteil ist die Bestandaufnahme, wir sehen es nahezu täglich, steigende Fallzahlen, eine unerträglich Anzahl von erkrankten und vor allem die steigenden Zahlen von Toten (…). Schon bei loser Betrachtung wird einem hier schlecht, es ist für viele die sogenannte Todesfalle, trotz Testung.

Würde jeder der Mitarbeiter sich an die Vorgaben der Hygienemaßnahmen halten, z.B. Händedesinfektion, Schutzkleidung und damit verbundenen Maßnahmen, hätten wir aller Wahrschein-lichkeit keine infizierte, erkrankte oder verstorbenen in den Pflegeheimen etc.

Einer der Gründe warum das so ist, liegt daran, dass wir jeden in diesen Bereichen beschäftigen und auch ausbilden. Früher musste noch eine ex. Altenpflegerin oder Krankenschwester den Abschluss der 10. Klasse mit einem Durchschnitt von <1,5 (Abschlusszeugnis) erbringen. Diese hatte nach der Ausbildung ein hohes Maß an Fachwissen, dadurch wurde diese Berufsgruppe in der Bevölkerung geschätzt. Heute kann ein Hauptschüler mühelos die Ausbildung hierzu machen, allerdings mit der Prämisse, dass er nach der Ausbildung nicht über mehr Wissen verfügt, als jemand der nie in der Pflege gearbeitet hat (…). Ein weiterer Punkt ist die fehlende Empathie, hier wurde jeder der Arbeitslos (Integration von Langzeitarbeitslose) war, in die Pflege geschickt (…).

Das Ergebnis sehen wir tagtäglich, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, macht es noch deutlicher, wie schlecht die Pflege, insbesondere die Altenpflege in Deutschland ist (…).

Aber auch die Umstrukturierung hat 1995 mit dazu beigetragen. Mit der Legitimierung der ambulanten Pflegedienste hat man nicht verfügbares Pflegepersonal vom Markt abgefischt, sondern auch geschwächt. In den Nachfolgenden Jahren, kamen noch die Intensivpflegedienst, Tagespflegen etc. hinzu. Dieser Zustand ist von der Politik handgemacht und wie immer lag es daran, dass Nichtexperten große Entscheidung treffen, die später verharrende Ausmaße hat (…)